Rückbau des Wehres im Juli 2024

Wehrrückbau am Hühnerbach

Gewässer und Ort Hühnerbach, Landkreis Ostallgäu
Barriere-Typ Wehr
Status abgeschlossen
Laufzeit bzw. Start Mai 2023 bis Juli 2024
Beteiligte Organisationen Wasser- und Bodenverband Hühnerbach, Gemeinde Bidingen, Fischereifachberatung Schwaben, WWA Kempten
Unterstützt von Verbundpartner

– Stand April 2025 –

Die Besitzerfamilie der „Weiler Mühle“ südlich von Bidingen stellte die Stromerzeugung im April 2023 ein, weil die Rentabilität der Kleinstwasserkraftanlage am Hühnerbach nicht mehr gegeben war. Nach Aufgabe der Nutzung wurde der Mühlenkanal eingeebnet und die Fläche begrünt. Für den Rückbau des Ausleitungswehres war jedoch nicht der Mühlenbesitzer, sondern der örtliche Wasser- und Bodenverband zuständig.
Dieser beteiligte sich 2023 am WWF-Flussbefreier-Wettbewerb und bekam den Zuschlag, eine Unterstützung in Höhe von 30.000 Euro. So konnte der Rückbau geplant und zeitnah umgesetzt werden. Die Geschäftsführerin des Wasser- und Bodenverbandes nahm sich der Aufgabe engagiert an. Es galt, Planungsunterlagen erstellen zu lassen und diese mit Naturschutz-, Wasserwirtschaftsbehörden und Fischereifachberatung abzustimmen. Zudem mussten viele Tonnen an Gesteinen bestellt und ein kundiger Baggerfahrer gefunden werden.

Wir sind froh, die Last des Unterhalts nicht mehr tragen zu müssen, und freuen uns darüber, dass das Leben in den Hühnerbach zurückkehrt. Der Anblick des Bachs mit der Wiese ist jetzt viel schöner.

Stephan Huber-Hinrichs, ehemaliger Wehrbesitzer

Erfolge und Ergebnisse

Im Juli 2024 war es dann so weit: Der Bagger rückte an, das Wehr wurde abgebrochen. Einige Wochen später wurden noch Riegel eingezogen, welche den Lauf des begradigten Gewässers bremsen, und eine Abflussrinne für Niedrigwasserzeiten formen sollen. Seither fließt der Hühnerbach auf rund drei Kilometern wieder frei bis zur nächsten Barriere. Zudem will die Gemeinde den Bach im Frühjahr 2025 mit diversen Strukturelementen wie Totholz, Wurzelstöcke und Raubäume ökologisch weiter aufwerten.

Wir werden im März und April südlich des Weiler Wehres Totholz, Wurzelstöcke und Raubäume in den Bachverlauf einbauen, um dort die Strukturvielfalt zu erhöhen. Zusammen mit dem Wehrrückbau wertet das den Hühnerbach stark auf. Und bezüglich Stromerzeugung setzen wir in Bidingen ohnehin schon lange auf Windkraft. Damit haben wir auch unsere Gemeindefinanzen saniert.

Franz Martin, Bürgermeister in Bidingen

Wehr an der Weiler Mühle

Wehr an der Weiler Mühle (© Carolin Friedberger, Wasser- & Bodenverband Bidingen)

Rückbau des Wehres im Juli 2024

Rückbau des Wehres im Juli 2024 (© Sigrun Lange, WWF Deutschland)

Blick auf den ehemaligen Mühlkanal

Blick auf den ehemaligen Mühlkanal (© Sigrun Lange, WWF Deutschland)

Einbau der Riegel nach Wehrrückbau

Einbau der Riegel nach Wehrrückbau (© Franka Lenz, WWF Deutschland)

Herausforderungen bei diesem Projekt

Der Wasser- und Bodenverband wurde überrascht von der Tatsache, dass er für das Wehr, an welchem das Wasser zur Weiler Mühle abgeleitet wurde, zuständig war, nicht der Mühlenbesitzer. Damit wurde die Geschäftsführerin des Verbands von heute auf morgen mit der Aufgabe konfrontiert, einen Wehrrückbau planen und umsetzen lassen zu müssen. Naturgemäß waren die Verbandsmitglieder davon nicht übermäßig begeistert, zumal ein Rückbau Kosten verursacht. Diese konnten über Projektmittel des WWF Deutschland (finanziert über die Deutsche Postcode Lotterie) bestritten werden. Die mit dem Rückbau verbundenen Abstimmungen mit Behörden, Planern und Baggerfahrern waren aufwändig und dauerten manchmal auch länger als erhofft. Doch das Engagement und Durchhaltevermögen der Geschäftsführerin hat sich ausgezahlt, der Rückbau konnte schon im Sommer 2024 erfolgen.

Zwei der drei Gewinner des WWF Flussbefreier-Wettbewerbs sind aus Schwaben, das freut uns sehr – auch weil man gespürt hat, dass die Preisgelder Projekte ermöglicht haben, die ansonsten vermutlich nicht so schnell umgesetzt worden wären. Ein vollständiger Rückbau eines Wehrs ist natürlich der Idealfall für das Gewässer. Mit dem Abschluss einer solchen Maßnahme erhält man ein richtiges Stück Fließgewässer zurück.

Christian Witt, Fischereifachberatung Schwaben

Es war eine echte Herausforderung, den Wehrrückbau zu planen und zu organisieren. Aber durch die Unterstützung des WWF und vieler Menschen vor Ort, ist es am Ende gelungen, die Aufgabe zu stemmen und einen Beitrag zur ökologischen Verbesserung des Hühnerbaches zu leisten. Jeder kann alles schaffen, wenn man sich dem Thema nur offen gegenüberstellt.

Carolin Friedberger Geschäftsführerin des Wasser- und Bodenverbandes

Fragen zum Projekt?

Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen zu den Hintergründen des hier skizzierten Projekts am Hühnerbach!

Im Doku-Film „Die Flussbefreier“ wird der Wehrrückbau als eines von drei Projekten thematisiert.

Sigrun Lange
Teamleitung Frei fließende Flüsse
WWF Deutschland

sigrun.lange@wwf.de
+49 881 122333-13